Die Story hinter dieser Tour ist ein wenig traurig, denn ein gewisser Teil der Motivation zu dieser Tour entstammt einem Gespräch zwischen Susanne, meiner Frau und einem sehr freundlichen Motorradkollegen namens Abu, der uns im Sommer 2018 nach einem schweren Verkehrsunfall verlassen mußte. Abu ist nur der Nickname und aus Gründen des Respekts für seine Familie werde ich den richtigen Namen nicht nennen. Diejenigen, die ihn unter diesen Namen kannten, werden wissen, von wem ich rede.
Der Inhalt dieses Gesprächs war, daß Susanne und Abu sich im April ’18, bei einem zufälligen Treffen beim gemeinsamen Reifenhändler unseres Vertrauens, über eine Fahrt zum Stilfserjoch, den höchsten Pass Italiens, unterhalten haben. (Für die, die ihn nicht kennen, folgt an der entsprechenden Stelle noch ein kleiner Steckbrief vom Stilfserjoch, den ich auf der Seite Südtirol Kompakt gefunden habe.) Aufgrund ihrer bis dato geringen Fahrerfahrung und (daß ist jetzt meine Meinung) weil sie sich eh meist weniger zutraut, als sie kann, erklärte sie Abu gegenüber, daß sie es niemals schaffen werde, diesen Pass zu fahren. Abu entgegnete ihr jedoch, daß sie es wenigstens versuchen solle, denn dann kann sie sagen, „Ich habe es versucht, aber nicht geschafft. Dennoch habe ich es wenigstens versucht“. Das wäre jedenfalls besser, als gleich aufzugeben.
In einem selbstgebastelten Adventskalender für 2018 „schenkte“ ich Susanne ein langes Motorradwochenende nach Wahl und daraus entstand, über einige Neuüberlegungen hinweg, unsere erste Alpentour. Da es auch für mich die erste Tour über diverse Alpenpässe werden würde und mir die fahrerische Erfahrung in diesem Terrain fehlte, entschloß ich mich zugunsten einer entspannteren Anreise, nicht die 630 Kilometer bis ins norditalienische Livigno an einem Stück zu fahren, sondern eine kürzere Anreise nach Österreich zu planen. Die gesamte Reise war vom Sonntag dem 23.06. bis Sonntag den 30.06.19 geplant. So hatten wir keinen bis kaum Lkw-Verkehr auf unseren Reisetagen.
Unser erstes Ziel hieß daher das schöne, österreichische Obsteig. Hier kehrten wir in die Alpenperle ein. Unsere Vermieterin, Helmi Füruter, war eine vorbildliche Gastgeberin und wir können mit Überzeugung sagen, daß die hervorragenden Bewertungen für diese Unterkunft auf booking punkt com absolut gerechtfertigt sind. Falls jemand mit dem Gedanken spielt, dort ebenfalls mal eine Unterkunft zu buchen, empfehlen wir den Direktkontakt über die Webseite der Unterkunft, denn dann gibt es einen um ca. 10% reduzierten Preis gegenüber dem Buchungsportal.
Die Aussicht von der Terrasse war auf jeden Fall sehr beeindruckend für Flachland-Deutsche. Hier zwei schöne Beispiele.
Am Abend waren wir noch fit genug um in aller Gemütlichkeit essen zu gehen und ein lokales Bier zu genießen.
Als es dunkel wurde, entdeckten wir über einer Bergspitze einen hellen Punkt am Nachthimmel. Wir rätselten ein wenig herum bis wir entdeckten, daß sich dieser Punkt sehr langsam bewegt. Eine Sternenhimmel-App brachte dann die Information zutage, daß es sich um den Planten Jupiter handelt. Diese Sichtung konnten wir nun also auch von der lebenslangen To-Do-Liste streichen. 😉 Im späteren Verlauf des Abends war der Himmel richtig überzogen mit Sternen und so hat uns die App noch richtig Unterhaltungswert geliefert.
Am Folgetag machten wir uns auf den Weg von Obsteig nach Livigno. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir auf dieser Fahrt bereits den Wolfgangpass und den Flüelapass überquert. In den Folgetagen haben wir noch so viel weitere Pässe besucht, daß ich mir die Reihenfolge und die entsprechenden Tage der Überquerung nicht mehr vollständig merken konnte. An die befahrenen Pässe als solches kann ich mich jedoch noch recht gut erinnern. Neben dem schon genannten Wolfgangpass und Flüelapass befuhren wir noch den Ofenpass, mehrere Male den Umbrailpass, den Albulapass, irgendwo habe ich ein Schild „Gacher Blick, 1500 und etwas Meter“ gesehen, fast täglich den Foscagnopass bzw. den Passo d’Eira, um aus Livigno herauszukommen ohne den Mauttunnel benutzen zu müssen und natürlich den höchsten Pass Italiens – den Passo Stelvio, oder auch das Stilfserjoch. Zu letzterem dann später noch mehr.
Da mir klar war, daß der Stelvio nicht nur für Susanne, sondern auch für mich eine Herausforderung darstellt, wenn man einen solchen Pass zum ersten Mal fährt, wollte ich dessen Überquerung nicht gleich auf den ersten Tag in Livigno legen. Wir begannen also mit den etwas einfacheren Touren, die uns durch den Kanton Graubünden und den Albulapass wieder zurück zur Pension führten.
Livigno ist übrigens sehr gut als Basis-Ort für diverse Pässe-Touren geeignet, weil es, ähnlich wie Monaco, steuerfrei ist. Daher passiert es immer, wenn man diese Region verlässt, daß man plötzlich innerhalb Italiens vor einer italienischen Zollkontrolle steht. Als Preisvergleich mag, für Motorradfahrer sehr interessant, der Benzinpreis gelten: Ein Liter Super 95 (E5) kostete hier € 1,057. Im Zusammenhang mit dem Fahren betrachtet eher nicht geeignet, aber vom Bekanntheitsgrad interessant, kostet eine 1-Liter-Flasche Jack Daniels (wohlgemerkt nicht die 0,7l Flasche) in einem Shop in Trepalle, das noch zum zollfreien Gebiet von Livigno gehört, € 15,30.
Am Mittwoch sind wir über den Umbrailpass gefahren und dann irgendwann wieder über den Mauttunnel zurück gekommen. Das ist der Teil, wo mir die gefahrenen Pässe abhanden gekommen sind.
An all diesen Tagen haben wir selbstverständlich fleißig Fotos gemacht und auch die GoPro, die ich erst letztes Jahr gebraucht erstanden habe, war fleißig im Einsatz. Die Fotobeschreibungen über den Bildern geben hoffentlich genug Informationen darüber, was ich zeigen möchte.
Die Aufzeichnungen der GoPro hatte ich glücklicherweise jeden Abend auf eine mitgenommene Festplatte gesichert. Als wir am Heimreisetag noch einmal vollgetankt haben, fiel mir auf, daß die Kamera nicht mehr in meiner Tanktasche steckte. Vermutlich ist sie mir bei einer von drei möglichen Situationen, die in Frage kommen, aus der Tasche gerutscht und ich Depp habe es nicht bemerkt. 🙁 Hauptsache der ideelle Wert war wenigstens noch vorhanden uns so konnte ich ein paar Filme zusammenschneiden, die ich der Einfachheit halber auf meinen YouTube Channel hochgeladen habe. Der 1. Clip ist in der Produktionsreihenfolge ursprünglich die Nr. 2 und nicht vorrangig mit einem sportlichen Aspekt aufgenommen worden. Hier hat Susanne die Kamera an Bord und wir fahren über den Südteil des Umbrailpass und über die westliche Seite des Passo Stelvio hoch zum Stilfserjoch. Aufgenommen am 28.06.19. Lautsprecher einschalten nicht vergessen.
Der zweite Clip zeigt die von mir gefahrene Kamera bei der Auffahrt zum Stelvio, über die „Spaßseite“, am 27.06.19. Mein Ziel war, die Auffahrt unter 20 Minuten zu schaffen, was ich nach der Betrachtung diverser anderer YouTube-Clips, auch unter Beachtung der Höchstgeschwindigkeit von 90 auf italienischen Landstraßen, für machbar hielt. Es hat nicht ganz geklappt, aber wenn ich die Baustelle in Trafoi und eine andere kurze Unterbrechung herausrechne, hätte es durchaus klappen können. Machbar ist es also schon. Es wird noch weitere Gelegenheiten dazu geben…
Vor der Verlinkung des Clips hier der versprochene kleine Steckbrief zum Stilfserjoch oder Passo Stelvio, wie er auf der Eingangs genannten Webseite nachzulesen ist:
Das Stilfser Joch (Passo dello Stelvio) ist einer der eindrucksvollsten Gebirgspässe der Alpen. Mit einer Höhe von 2757 Metern ist er nicht nur der höchste Gebirgspass Südtirols, sondern von ganz Italien.
Die asphaltierte Stilfser-Joch-Straße verbindet den Ort Veltlin in der Lombardei mit dem Südtiroler Ort Prad im Vinschgau. Schon der Weg hinauf aufs Joch ist ein kleines Abenteuer: Von Prad kommend überwindet man auf einer Strecke von rund 27 Kilometern 1870 Höhenmeter und muss dabei 48 Kehren bezwingen. Die Steigung beträgt im Durchschnitt rund 7%, an den steilsten Stellen sogar bis zu 15%. Kein Wunder also, dass man auf dieser Passstraße, im Unterschied zu vielen anderen Passstraßen Südtirols, nur wenige Radfahrer zu sehen bekommt. Die Straße teilen sich Autofahrer deshalb fast nur mit Motorradfahrern. Hinweis: Die Passstraße eignet sich definitiv nicht für Motorradfahrer, die keine Erfahrung mit Passstraßen haben oder noch nicht lange Motorrad fahren. Die Kehren haben es wirklich in sich!
Die Aussage, daß hier kaum Radfahrer unterwegs sind, muß ich jedoch dementieren. Auf meiner Aufnahme sind eindeutig sehr viele Radsportler zu sehen, die es sich nicht nehmen lassen, diesen Pass mit dem Velo zu meistern. (Respekt! an dieser Stelle, auch wenn ich ansonsten kein Freund der Radsportler bin.)
Jetzt aber lange Rede, kurzer Sinn – der Clip. Auch hier Lautsprecher einschalten nicht vergessen für einige O-Ton Kommentare:
Nachdem Susanne auf dem Stilfserjoch angekommen ist, haben wir mit einem alkoholfreien Weizen, „Abus“ Bier, auf ihn angestoßen und ich ließ meinen Trauerflor von der letztjährigen Gedenkfahrt, den ich seither an meinem linken Handgriff mitfahren ließ, vom Wind davon tragen. Abu, du hattest Recht! Susanne hat es versucht und geschafft. Wir hoffen, es geht dir dort gut, wo Du jetzt bist. :,-(
Clip Nr. 3 ist noch in Produktion und wird bald hier eingefügt.
Clip Nr. 4 war schneller zu schneiden, daher habe ich ihn als drittes hochgeladen. Er zeigt nur den Ausschnitt der Kehre 12 zunächst aus meiner Perspektive und dann von außen mit einigen Fotos von FOTOSTELVIO. Gucken ist schneller als lesen. Der Clip dauert nur 30 Sekunden. Lautsprecher einschalten nicht vergessen.
Abschließend noch der 3. Clip an 4. Stelle. Hier habe ich ein wenig mit meiner Videoschnitt-Software gespielt und ein paar Effekte ausprobiert. Also nicht so ernst nehmen und es mit einem Schmunzeln abtun. Hier geht es den südlichen Teil des Umbrailpasses, ab der Durchfahrt der 5 Tunnel, bis zum Abzweig des Stelviopasses, bzw. zur Schweizer Grenze im weiteren Verlauf des Umbrailpasses hoch. Ein wenig sportlicher unterwegs, aber dennoch innerhalb der Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Für die, die sich noch nicht dazu haben durchringen können, auch mal eine Tour durch die Alpen zu fahren, habe ich vielleicht ein klein wenig Kurvensucht austeilen können. Es war eine einmalig schöne Erfahrung und sicherlich nicht das letzte Mal, daß ich / wir in Livigno und am Stelvio war(en).