4 Corners of Germany – Eine Grenz-Erfahrung

Wie ist das nun eigentlich, wenn man sich einer großen Herausforderung stellt? Wählt man eine Aufgabe, die man selbst für schwer zu bewältigen hält? Steht man eher auf etwas, das man selbst für machbar hält, aber von Anderen als relativ herausfordernd betrachtet wird? Ist einem gar das Prestige wichtig, das die Bewältigung einer Aufgabe mit sich bringt, unabhängig von den Anstrengungen, die dafür geleistet werden müssen? Es gibt viele Gründe, sich einer (motor-)sportlichen Herausforderung zu stellen. Ich kann für mich nicht wirklich definieren, was mich an den IBA-Rides fasziniert. Eines aber ist mir stets wichtig, wenn ich mich einer wettbewerbsähnlichen Aufgabe stelle: Ich möchte stolz auf meine Leistung sein können, wenn ich etwas geschafft habe – und das trifft um so mehr zu, je aufwendiger die Planungsphase dafür im Vorfeld war.

Was unterscheidet den 4-Corners Ride vom „normalen“ SS2000K?

Der SS2000K 4C gilt bei der Iron Butt Association Germany als ein Extreme Ride. Diese Einstufung im Reglement bedingt als Voraussetzung dafür, daß man einen solchen Ride anerkannt bekommt, vorher mindestens schon einen Saddle Sore oder Bun Burner Ride anerkannt bekommen zu haben. Deren kleinste Form ist ein SS1000 bzw. SS1600K, also 1600 km in 24 Stunden gefahren zu sein, was ja nun schon für einen Großteil aller Motorradfahrer und -innen nicht in Frage kommt. Mit dieser Teilnahmevoraussetzung soll sichergestellt werden, daß sich keine unerfahrenen Personen in ein derartiges Langstreckenabenteuer stürzen, das eine hohe Leistungsbereitschaft und -reserve erfordert. Die Voraussetzung, bereits einen gültigen Ride gefahren zu haben, war durch unseren 16/24 Ride vom April, der ebenfalls ein „1600km“ Ride ist, erfüllt. Von daher stand mir nichts im Weg, als ich mir den 4C-Ride als nächste Herausforderung ausgesucht habe.

Die Bedeutung der Bezeichnung SS2000K-4C habe ich ja bereits in vorangegangenen Beiträgen beschrieben. In kurzen Worten wiederholt, man muss auf diesem Ride eine dokumentierte Strecke von mindestens 2000 Kilometern in 24 Stunden gefahren haben. Dabei muß jeweils am nördlichsten, östlichsten, südlichsten und westlichsten, legal mit dem Motorrad anfahrbaren Punkt Deutschlands, ein bestimmter Gegenstand an dieser Stelle fotografiert werden. Damit soll bewiesen werden, daß man auf dieser Tour wirklich an der jeweiligen Stelle war. Die Reihenfolge, in denen diese Punkte angefahren werden, ist dabei frei wählbar.

Ein Hinweis in den Regeln, die speziell für die 4C Variante dieses Rides veröffentlicht wurden, hob hervor, daß auf dieser Tour ein vergleichsweise hoher Landstraßenanteil gegenüber anderen Rides gefahren werden muß. Bei den Berechnungen für meine Version der Routenführung kam ich auf ungefähr 260 km Nicht-Autobahn. Dieser Aspekt ist meines Verständnisses nach auch der Grund, warum der 4C als Extreme Ride eingestuft wurde. Die geringere Landstraßengeschwindigkeit mußte also in der Durchführung mit höherer Autobahngeschwindigkeit kompensiert werden.

Welche Vorabinformationen haben bei der Planung geholfen?

Als Eingangsinformation zur Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer Langstreckenfahrt hatte ich die Zahlen unseres 16/24 Rides zur Hand. Für 1704 km benötigten wir 22,5 Stunden. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ungefähr 75 km/h. Für 2000 km in 24 Stunden muß diese jedoch mindestens auf gut 85 km/h erhöht werden. Während des 16/24 mussten wir ja, per Regelwerk vorgeschrieben, 17-mal tanken. Für den 4C konnte ich das schon im Vorfeld um 10 reduzieren. Obwohl die Zeichen auf „Schwer zu schaffen“ standen, gewann ich den Eindruck, daß es zeitlich nicht so wirklich eng werden würde.

Den Zeitplan hatte ich ja ebenfalls schon zuvor besprochen. Aufbauend darauf hatte ich mit der letzten Festlegung der Startzeit auf 18:30 Uhr am Samstagabend folgende Zwischenzeiten berechnet:

  • Start 18:30 Uhr
  • Westen 18:37 Uhr
  • Nachtanken 22:45 Uhr
  • Norden 01:52 Uhr
  • Nachtanken 03:11 Uhr
  • Nachtanken 07:15 Uhr
  • Osten 10:03 Uhr
  • Nachtanken 11:57 Uhr
  • Nachtanken 16:06 Uhr
  • Süden 17:51 Uhr
  • Ziel 18:12 Uhr

Daß dies ein „Maximalbedarf“-Plan war, den ich deutlich unterschreiten wollte – ja musste, war für mich klar. Sollten diese Zeiten überschritten werden, aus welchen Gründen auch immer, wäre es ein Grund gewesen, den Ride abzubrechen oder als einen normalen SS2000K zu Ende zu fahren. Es ging also vorrangig darum, wieviel Zeit gutgemacht werden kann, um diese dann für Pausen nutzen zu können.

Wie war das noch mit dem zweiten Ride im Anschluß?

Ab dem Startzeitpunkt des 4C-Rides hatte ich 36 Stunden Zeit, um insgesamt 2500 Kilometer zu fahren. Da der Heimweg zunächst unter 400 Kilometer betrug, war das Erreichen dieses Ziels für mich lediglich eine Frage des effektiven Schlafmanagements und des rechtzeitigen Aufbrechens Richtung Heimat.

Ankunft am Startort mit Überraschung beim reservierten Zimmer

Samstagmorgen schwang ich mich gegen halb 8 auf meine ST und fuhr Richtung Selfkant. Dort beabsichtigte ich zunächst, eine Starttankstelle für den Abend ausfindig zu machen und von dort zum ersten Fotopunkt zu fahren, um nicht gleich am Anfang eventuell schon Zeit für eine Suche verschwenden zu müssen. Dies war schnell erledigt, da sich keine Besonderheiten herausstellten, und ich fuhr vom westlichsten Punkt Deutschlands aus direkt zurück zur Hauptstraße 46 nach Selfkant, zu dem Haus, in dem ich über booking.com ein „Monteurzimmer“ reserviert hatte. Wie früher schon erwähnt, habe ich dort eine zusätzliche 6-stündige Schlafpause eingelegt, bevor ich den Ride antrat. Es war, wie erwartet, ein Privathaus und als ich noch unschlüssig, wo ich am Besten parken könnte, vor der Eingangstür stand, öffnete die Vermieterin bereits die Haustür und gab sich als solche zu erkennen.

Nachdem ich das Motorrad abgestellt und den Tankrucksack gelöst und mitgenommen hatte, folgte ich ihr ins Haus und erwartete, ein kleines, sparsam ausgestattetes Zimmer übergeben zu bekommen. Was mir dann jedoch gezeigt wurde, ließ mich schon ziemlich staunen. Anstatt des gebuchten Monteurzimmers mit Gemeinschaftsbad im Flur bekam ich für den gleichen Preis eine sehr schöne, gut ausgestattete 1,5 Zimmer Wohnung, mit Wohn- / Essraum, Schlafzimmer und Bad mit Dusche und WC.

Unterkunft SelfkantZimmer in Selfkant, Blick vom Fenster Richtung Kühlschrank und Kochzeile

Unterkunft SelfkantZimmer in Selfkant, Blick aus der „anderen Ecke“

Unterkunft SelfkantZimmer in Selfkant, Schlafraum. Links Eingang zum Bad

Diese Wohnung ist wirklich sehr empfehlenswert und für 45 Euro ein absolutes Schnäppchen. Wenn von Euch jemals jemand plant, ebenfalls den Start für einen 4C Ride nach Selfkant zu verlegen und dort zu übernachten, sucht nach „D&D Selfkant“ oder fragt mich nach den Kontaktdaten und erkundigt euch direkt nach der Wohnung im Erdgeschoss links. Die Vermieterin war übrigens auch so freundlich, obwohl sie nicht im gleichen Haus wohnt, um 18 Uhr zurück zu kommen und mir das IBA-Zeugenformular zu unterschreiben, mit dem ich meine persönliche Anwesenheit in Selfkant zum Startzeitpunkt nachweisen musste. Dafür an dieser Stelle erneut meinen ausdrücklichen Dank.

Kurz darauf klickten die Verschlüsse des Tankrucksacks auf dem Motorrad und ich fuhr zur Starttankstelle, um mir damit einen Startzeit-Beleg zu besorgen. Dieser wies 18:11 Uhr als offizielle Zeitnahme meines 4 Corners of Germany Ride bzw. des Bun Burner 2500K aus.

Der wilde, wilde Westen – Deutsch-Holländischer Grenzstein

10 Minuten später war ich am westlichsten, anfahrbaren Punkt Deutschlands und stieg schon wieder, für meinen ersten Fototermin, vom Motorrad. Zunächst stellte ich in der Foto-App meines Smartphones noch ein, daß auf jedem Bild das Datum, die Uhrzeit und die GPS-Koordinaten eingeblendet werden und fertigte dann ein paar Bilder für den ersten Zielpunkt an. Dank OneDrive Cloud-Anbindung wurden die Fotos auch gleich in die Datenwolke hochgeladen und damit gesichert.

Grenzstein an der K1 in SelfkantDeutsch-Holländischer Grenzstein. Westlichster anfahrbarer Punkt Deutschlands

Wer fährt so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Köfte, das verrückte Kind

Nach einer kurzen Fahrt über holländische Stadtstraßen ging es gleich schon auf die Autobahn, die mich nach kurzer Zeit an Venlo vorbeiführte. Diese ging an bei der Rückkehr nach Deutschland in die A40 über, die mich ein Stück durch das Ruhrgebiet zur A3 und weiter über die A52 und A43 nach Münster führte. Dort gelangte ich auf die A1 Richtung Norden, der ich nun einige hundert Kilometer folgen wollte. Bis kurz hinter Bremen hielt die erste Tankfüllung vor, und als ich um 22:45 Uhr an der Autobahntankstelle Grundbergsee getankt hatte, konnte ich bereits, eingefahren durch eine Reisegeschwindigkeit von 140 km/h, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 126 km/h verzeichnen. Dieser erste Teilabschnitt brachte mir dadurch gleich einen Zeitgewinn von einer satten Stunde ein. Ich begann mich schon zu diesem frühen Zeitpunkt, was die Zeitreserven für diesen Ride anging, zu entspannen und nutzte fortan jede Tankpause, sowohl dazu um eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen, als auch um den Körper, nach bis zu 3 Stunden am Stück auf dem Motorrad, wieder zu lockern. Dank eines kleinen, liebevoll von Igo vorbereiteten Futterpakets, war ich jederzeit mit handlichen Leckereien gut versorgt. So kam zu keinem Zeitpunkt wirklich Hunger auf und ebenso war ich niemals nach einer zu schweren Mahlzeit übersatt.

Hamburg by night – Eindrucksvoller Hafen, Baustellen- und Stauhighlight des Rides

Als ich wenig später Hamburg erreichte, offenbarte sich mir in der Nähe der Köhlbrandbrücke ein hell erleuchteter Hafen. Es war schon eindrucksvoll, die großen, durch die Beleuchtung deutlich herausgestellten, Verladeanlagen zu betrachten und sich vorzustellen, welche Massen an Ladung dort jeden Tag umgeschlagen werden. Von allen Großstädten, die ich auf meiner Tour durchfahren habe, hat Hamburg den deutlichsten Eindruck bei mir hinterlassen. Allerdings liegt das nicht nur am imposanten Hafen, sondern auch an der Tatsache, daß ich hier, auf einer Strecke von über 100 Kilometern Autobahn rund um Hamburg herum, eine Baustelle nach der anderen durchfahren musste. Hier zahlte es sich bereits aus, daß ich diesen Wegesteil bei Nacht fahren konnte, denn zumindest in meine Richtung musste ich mich bis kurz vor dem Ziel in Oberstdorf nicht mit einem einzigen Stau auseinandersetzen. Dafür gab es in der Gegenrichtung gleich mehrere davon. Einer davon sogar mit 8 Kilometern Länge und einspuriger Verkehrsführung. So wie ich es beurteilen konnte, hätte es mit Vorbeischlängeln ziemlich schlecht ausgesehen. Man muss auch mal Glück haben und das, so stellte es sich heraus, blieb mir während des ganzen Rides treu.

Stockfinster ist es am nördlichsten Punkt Deutschlands, das gilt für Licht und Internet

Als ich endlich Flensburg erreicht hatte, ging es auf eine weitere, um die 60 Kilometer lange, Landstraßenetappe. Kaum aus dem städtischen Gebiet hinaus gefahren wurde es auch schon schlagartig richtig finster. Das bißchen Mond, das in dieser Nacht zu erwarten war, hielt sich noch gut versteckt. So entschloss ich mich, die ganze Sache in Sicherheit mit reduzierter Geschwindigkeit anzugehen. Die Zeitreserven waren schon wieder aufgefüllt und in der vermeintlichen Einöde zu viel zu riskieren wäre ohnehin dumm gewesen. Auf dem Hinweg zum Fotopunkt bemühte sich mein oben erwähntes Glück dann aber ein weiteres Mal und ein ortskundiger Autofahrer überholte mich. Natürlich habe ich mich über dieses „Pace Car“ gefreut und mich gleich mal drangehängt. Gute 30 Kilometer konnte ich ihm so mit satter Landstraßengeschwindigkeit folgen bevor er abbog. So kam es, daß ich am Sonntagmorgen schon um 00:45 Uhr am deutsch-dänischen Grenzdamm ankam. Hier offenbarte sich jedoch ein großer, aber glücklicherweise folgenloser Planungsfehler. Mit 30 km/h erlaubter Höchstgeschwindigkeit auf diesem Damm näherte ich mich der Zielmarkierung mit Hilfe des Navis. Die Straße war jedoch kurz davor zu Ende und die Fahranweisung wies noch 20m nach rechts. Am Anfang dieser nach rechts führenden Straße stand jedoch ein „Durchfahrt Verboten“ Schild. Vor mir war ein großer weißer Stein zu sehen, den ich eigentlich für das gesuchte Objekt hielt. Mein Fehler war, daß ich weder eine leistungsstarke Taschenlampe dabei hatte, um mich vergewissern zu können, daß dort nichts „in der Pampa liegt“, was auf meinen Fotoapparat wartete, noch hatte ich einen Ausdruck der Bilder dabei, die von der IBA Germany in der Ride-Anleitung veröffentlicht wurden. Was macht der schlaue Biker? Smartphone zücken und fix mal googlen… wenn man Internetempfang hätte. Was ein Mist. Mir blieb nur übrig, den vermeintlichen Stein zu fotografieren und zurück zum Einzugsgebiet des mobilen Internets zu fahren.

Markierungsstein am Deutsch-Dänischen DeichStein am deutsch-dänischen Deich. Nördlichster anfahrbarer Punkt Deutschlands

Vorsicht – Mottentorpedos!

Auf dem Rückweg nach Flensburg, wo ich noch vor der Rückkehr auf die Autobahn im Scandinavian Park tanken wollte, gab es noch eine erstaunliche und eine etwas schmerzhafte Tierbegegnung. So sah ich ungefähr auf halben Weg zwei Rehkühe gut 20 Meter neben der Straße auf der Wiese stehen. So sehr von Wasser umgeben hätte ich wirklich nur mit Schafen gerechnet aber niemals mit Rotwild. Sie guckten mich genauso dümmlich an, wie ich sie, nur mit dem Unterschied, daß sie sich nicht bewegen wollten. Wieder Glück gehabt.

Die schmerzhafte Begegnung ereignete sich dann auf einer schnelleren Landstraßenetappe, als ein Geschwader Motten meine Fernlichter aufgeklärt hatte und sich torkelnd flatternd und wahrscheinlich blöd grinsend darauf freute, daß das Licht so schnell näherkam. Platsch – die erste verzierte die Scheibe. Wusch – die zweite wurde vom Wind vorbei geweht. Die dritte streifte den Helm und ich dachte an das anschließende Putzen. Diesen Gedanken konnte ich aber kaum zu Ende bringen, als die letzte Geschwadermotte gekonnt links an der hohen Scheibe vorbei glitt und an meinem linken Oberarm zerschellte. Bei 100 Sachen tut so ein Mistvieh verdammt weh. Ich hatte den Eindruck als wenn mir jemand eine Glasmurmel richtig fest gegen den Arm geworfen hätte.

Keine Punkte in Flensburg gelassen

Um halb zwei stand mein Mopped schon wieder vollgetankt am Scandinavian Park in Handewitt, und wieder nutzte ich die Zeit für eine weitere Pause. Schon bei dieser Tankstelle konnte ich mich nicht mehr auf die geplanten Nachtankzeiten verlassen, da die Reichweite pro Tankfüllung natürlich bei höherer Geschwindigkeit rapide abnahm. Es ist jetzt müßig nachzurechnen, ob eine Reichweite von 500 Kilometern bei einer Geschwindigkeit knapp unter 120 zeitlich effektiver ist als 320 Kilometer mit 160 km/h zu fahren und dafür öfter zu tanken. Spritgeld spielt auf so einer Tour eh keine Rolle, sonst würde man sie ja erst gar nicht starten. Spätestens die Spritpreise auf der Autobahn würden einen Sparfuchs zur Verzweiflung treiben.

Also hieß es, wieder auf die Autobahn zu fahren und zunächst erneut Richtung Hamburg zu düsen. An der Abfahrt Neumünster Süd führte mich das TomTom dann über die B205, die A21 und die B404 zur Auffahrt Schwarzenbek auf die A24 Richtung Berlin. Bei dieser Auffahrt sind wir im April, aus der anderen Richtung kommend, ebenfalls auf die Autobahn gefahren. Demzufolge wusste ich auch, daß die Raststätten Stolpe und Walsleben, von denen eine mein nächster Tankstop werden würde, ungefähr 80 Kilometer voneinander entfernt sind.

Tanken mit Hindernissen und fehlendes Kältegefühl

Aufgrund der hohen Autobahngeschwindigkeit war alsbald nur mehr wenig Zeigerweg auf der Tankuhr übrig und ich versuchte einzuschätzen, welchen der beiden Rasthöfe ich sinnvoller zum Tanken nutzen würde. Als ich mich dem Rasthof Stolpe näherte, entschied ich mich also, weiter zu fahren, da die Reservelampe für den Tank noch nicht angegangen war.

Selbstverständlich ging die Lampe unmittelbar nach der Abfahrt zum Rasthof an. Ganz großes Kino, ich war begeistert… Normalerweise reicht die Restmenge im Tank dann bei Tempo 120 für gute 50 Kilometer. Mit den zwei Litern im Reservekanister würde ich auch noch mal 30 schaffen, aber wer will schon am Sonntagmorgen um 4 auf der Autobahn Sprit nachfüllen? Daher durfte ich die herausgefahrene hohe Durchschnittsgeschwindigkeit sogleich wieder mit Tempo 110 ruinieren. Merke also: Tanke, wenn du tanken kannst und der Tank weniger als viertelvoll ist.

Wieder mal half mir aber auf meiner Fahrt mein Tour-Glück und ließ mich beim Herumeiern auf der Autobahn gelangweilt die wenigen vorbeiziehenden Gebäude betrachten. Mit einem Mal sah ich vor dem Wittstocker Kreuz gelbe Neonröhren als Umrandung eines Gebäudes unterhalb der Autobahn. Ein weiterer, eulenartiger Blick nach hinten ließ mich eine Tankstelle erkennen. Ob Jet oder Shell oder Agip war mir sowas von egal, zumal auch gleich direkt eine Abfahrt kam. So konnte ich endlich wieder auftanken und musste erstaunt feststellen, daß immer noch 2,6 Liter im 28 l Tank verblieben waren.

Was mich aber bei der Ankunft an der AGIP vom Autohof Wittstocker Kreuz Nord so richtig erschreckte, war die Tatsache, daß ich nach dem Absteigen am ganzen Körper anfing zu zittern. Ich hatte daher sogar kurz das Problem, den Tankrüssel richtig in den Tank zu bekommen. Zunächst dachte ich an irgendeine körperliche Überlastung durch eine Fehlhaltung beim Fahren oder an eine unterdrückte totale Erschöpfung, die sich erst beim Eintreten von Ruhe bemerkbar macht. Gleich danach kamen wilde Gedanken von Herzinfarkt oder ähnlich schlimmen Krankheiten, auch wenn das wenig substantiiert war. Ich beschloss, die wie an jeder Tankstelle eingelegte Pause dafür zu nutzen um meine Fahreignung einzuschätzen und gegebenenfalls den Ride abzubrechen, tankte zu Ende und ging zum Zahlen in die Tankstelle. Hier erkannte ich schlagartig den Grund des Zitterns. Es war schlicht und einfach Kälte, denn die Raumtemperatur in der Tankstelle verschlug mir fast den Atem und das lag nicht an der Hitze darin. Es waren zwar nur 8 Grad, die ich persönlich jetzt nicht als sehr kalt empfinde, aber zum einen war ich schon die ganze Nacht unterwegs und zum anderen sorgte wohl die hohe Luftfeuchtigkeit für eine zusätzliche Auskühlung.

Also wärmte ich mich mit einem großen Kaffee und einer heißen Bockwurst erst mal auf, bevor ich weiterfahren konnte und achtete dann auch darauf, mich nicht zu sehr in den Wind zu setzen. Außerdem hat mir die kurze Tankreichweite bei Tempo 160 sowieso nicht gepasst, und ich wählte wieder die ökonomischeren 140 km/h aus.

Warum ich diese Kälte nicht empfunden habe, ist mir völlig schleierhaft. So etwas habe ich bisher noch nie erlebt. Wenn es durch das auf einer solchen Tour ausgeschüttete Adrenalin verursacht wurde, hätte ich daraus gerne einen Pullover. Anscheinend hält das Zeug ja gut warm.

Agip Tankstelle am Autohof Wittstocker Kreuz NordAufwärmen an der AGIP Tankstelle Autohof Wittstocker Kreuz Nord

Berlin! Berlin! Schon wieder durch Berlin!

Ebenfalls, wie im April, führte mich auch bei diesem Ride der Weg wieder über die Autobahn quer durch Berlin. Da ich hier nicht tanken musste, war ich auch bestrebt, die Hauptstadt schnell wieder zu verlassen, zumal sich die Straßen gegen 05:30 Uhr schon langsam wieder belebten.

Zum ersten Mal in Polen – auf der wahrscheinlich längsten Buckelpiste der Welt

Als Berlin hinter mir lag, gab es zwei Optionen, den Weg zum östlichsten Punkt anzufahren: Entweder hätte ich an der letzten Abfahrt der A15 vor der polnischen Grenze, Forst, abfahren und die B115 südwärts fahren können, oder ich konnte auf der A15 bleiben und in der Folge über die polnische Autobahn 18 (E36) bis zur A27 fahren, um dieser dann wieder zur deutschen Grenze zu folgen. Anschließend wäre die S127 bzw. deren Fortsetzung bis nach Zentendorf zu fahren. Da ich mich bis hierher zu 100% auf mein Navi verlassen konnte, folgte ich ihm guten Glaubens Richtung Polen. Für mich war das übrigens mein erster Besuch in diesem Land und leider hat mir das, was ich da befahren habe, so gar nicht gefallen.

Wie jedes Mal, wenn man ein anderes Land befährt, entdeckte ich zunächst das Schild, daß den Autofahrern vermittelt, wie schnell man dort in welchen Bereichen fahren darf. Als nächstes kam ein 70-Schild und mir schwebte schon die Fragezeichen-Gedankenblase über dem Kopf. Die Fragezeichen verdreifachten sich, als dieses Schild von einem 60-Schild abgelöst wurde. Wenig später folgte das Warnschild für unebene Fahrbahn und ich konnte den Satz „was soll das denn jetzt“ nicht zu Ende denken, weil bei dem Wort „das“ sozusagen meine Gedanken-Schallplatte im Kopf einen Sprung bekam und daraus ein dadadadadadadas wurde, weil ich durch das asynchrone Überhüpfen bösartiger Bodenwellen ziemlich durcheinandergeschüttelt wurde. Ich konnte es echt nicht fassen, daß man hier tatsächlich nicht schneller als 65 bis 70 fahren konnte. Wenn schon ein deutscher UPS-Lkw freiwillig mit knapp unter 60 über diese Piste schaukelt, könnt ihr euch den Straßenzustand vielleicht vorstellen.

Zum Glück musste ich diese fürchterliche Buckelpiste „nur“ 22 Kilometer ertragen, als nicht nur die Fahrbahn endlich in einen akzeptablen Zustand überging, sondern auch die von mir zu nehmende Abfahrt erreicht war. Auf der Abfahrtspur stand dann ein 40-Schild und diesmal nahm ich es sofort ernst. Das war auch gut so, denn im Scheitelpunkt der Kurve wechselte der Straßenbelag zu Kopfsteinpflaster. Dem nicht genug, war die Kreuzung am Ende der Abfahrt auch noch fürchterlich unübersichtlich und mit mehrfach möglichem Querverkehr für Linksabbieger zur Abbiegefalle mutiert.

Unverständlicher Kreuzungsbau

Gefährliche Kreuzung für Linksabbieger

Ich war heilfroh, ohne größere Probleme wieder in good old Germany angekommen zu sein, um die letzten paar Kilometer bis Zentendorf, zum östlichsten Punkt Deutschlands fahren zu können.

Der östlichste Punkt Deutschlands – schwer zu finden, selbst wenn man weiß, wo er ist

Gegen kurz nach halb 8 am Sonntagmorgen in Zentendorf angekommen, hat mich das TomTom zum ersten Mal etwas falsch geschickt. Dieses Problem war aber zu erwarten, denn den bei Google Maps sichtbaren Feldweg schloss mein Navi bei der Berechnung aus, weil ich Offroad-Navigation abgeschaltet hatte. Als ich dann in der Sackgasse beim roten Kreuz auf dem unten eingefügten Kartenausschnitt stand, holte ich mein Smartphone aus dem Tankrucksack und startete damit die Navigation auf Google Maps zur Wegmarkierung 8. Dort begann ein Feldweg, der hinunter bis zur Wegmarkierung 9 führte.

Navigationsprobleme in Zentendorf

Navigationsübersicht Zentendorf

Das war jetzt auch wirklich die weiteste Möglichkeit zu fahren, denn beim Absteigen vom Motorrad merkte ich schon, daß der Seitenständer langsam anfing einzusacken. Sofort wuchtete ich die Maschine auf den Hauptständer. Dieser sackte zwar während der Abstellzeit auch so weit ein, bis beide Räder auf dem Feldweg aufstanden, aber so blieb die Maschine wenigstens stehen.

Weiter kann man nicht zum östlichsten Punkt Deutschlands fahrenWeiter östlich kann man in Deutschland ohne Allrad nicht fahren

Ein Blick auf die vor mir liegende Wiese, in die grobe Richtung des gesuchten Fotoobjekts, offenbarte zunächst erst mal nichts, weil sich zu dieser frühen Morgenstunde der Bodennebel ins Fäustchen lachte, weil er mir erfolgreich den Blick versperrte.

Bodennebel in der NeißeaueIm Osten nichts zu sehen, was eines 4-Corners-Ride Fotos würdig wäre

Wieder nahm ich das Smartphone zur Hand und startete diesmal die Fußgänger-Navigation zum östlichsten Punkt, markiert mit dem grünen Kreuz auf dem Kartenausschnitt oben. Wenige Minuten später konnte ich den Stein schon erspähen und kurz drauf das vorletzte „Beweisfoto“ dieses Rides anfertigen.

Der östlichste Punkt Deutschlands kommt in SichtDas sieht doch schon mal so aus wie das Objekt der (Foto-)Begierde

Östlichster Punkt DeutschlandsDer östlichste Punkt Deutschlands

Dem Ziel entgegen – mit Zeit für Schlafpausen

Nachdem ich erfolgreich über den Feldweg zurück zur Straße gehoppelt war und beim Erreichen des asphaltierten Untergrunds erst mal den Acker unter den Stiefeln abgestreift hatte, ging es gleich auf die A4, um den Weg nach Oberstdorf anzutreten. Die nächste Tankung inklusive Pause hielt ich gegen 9 Uhr ab. Im Laufe des folgenden Streckenabschnitts spürte ich zum ersten Mal Müdigkeit aufkommen und dabei war es beruhigend zu wissen, daß genug Zeit für ein Nickerchen vorhanden ist. Ich steuerte umgehend den nächsten Rastplatz an. Mein Plan für den Fall der Ermüdung war, entweder auf einen Rastplatz zu fahren, oder bei der ersten Abfahrt von der Autobahn zu fahren, sobald ich Müdigkeit bemerkte. Glücklicherweise war jeweils ein Rastplatz erreichbar, als ich auch beim zweiten Anflug von Müdigkeit an diesem Tag eine Pause eingelegt habe.

Interessanterweise trat die Müdigkeit jeweils anderthalb Stunden nach der vorhergehenden Tankpause auf, bei der ich auch jeweils eine Dose „Monster Energy Ultra“ getrunken habe. So sehr wie einen diese Getränke zunächst unterstützen ist der negative Effekt, beim Nachlassens der Wirkung um so deutlicher zu spüren. Es scheint, daß man anschließend um so müder wird.

Jedenfalls nutzte ich die Informationen der IBA zum Thema Müdigkeit und verzog mich bei meinen Müdigkeitsanfällen auf die hinterste Bank der Rastplätze, schaltete einen 25 Minuten Alarm auf meinem Smartphone ein, und schloss für einen „Power Nap“ die Augen.

Nach dem letzten Nickerchen, gegen halb 3 nachmittags, war es nicht mehr weit bis zum Ziel des 4-Corner-Rides. An der Abfahrt Waltenhofen verließ ich die Autobahn 980, um über die B19 die letzten gut 45 Kilometer bis zur Fahrverbotstafel in Faistenoy zu fahren.

Zeit für ein NickerchenZeit für ein Nickerchen am roten Tisch im Hintergrund

Endlich am Ziel – inklusive einer ordentlichen Zeitreserve

Auf den letzten Kilometern bot die Landschaft eine Menge für die Augen und ich musste mich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren, um nicht an jeder Ecke anzuhalten und Fotos zu schießen. Knapp 500 Meter vor dem letzten Ziel musste ich dann aber doch wenigstens einmal draufdrücken. Leider ist das Foto, wie so oft bei Smartphone-Kameras nur ein Abklatsch des tatsächlichen Anblicks geworden.

Schöner Ausblick auf den BergeinschnittBergpanorama. Auf dem Foto leider nicht annähernd so schön wie das Original

Um 16:24 Uhr erreichte ich dann die Verbotstafel, die ein Weiterfahren in Richtung Süden ohne Sondergenehmigung untersagt und damit den südlichsten, legal anfahrbaren Punkt Deutschlands darstellt.

Südlichster legal anfahrbarer Punkt DeutschlandsFahrverbotstafel in Faistenoy. Südlichster legal anfahrbarer Punkt Deutschlands

Blick nach links vom südlichsten PunktBlick aus Richtung der Tafel am gleichen Ort

Jetzt fehlte nur noch die Zeitnahmebetankung und die Zeugenunterschrift. Beides bekam ich bei der AGIP Service Station auf der Sonthofener Straße 16 in Oberstdorf. Die freundliche Kassiererin nahm sich sogar direkt nach dem Kassieren die Zeit, mein Zeugenformular auszufüllen und zu unterschreiben. Dafür auch an diese Zeugin noch mal meinen herzlichen Dank!

Tankstelle zur Zielzeitnahme in OberstdorfZielzeitnahme-Betankung an der AGIP Tankstelle in Oberstdorf

Der SS2000K 4C war damit, natürlich vorbehaltlich der ausstehenden Zertifizierung, nach 2107 Kilometern in 22:33 Stunden abgeschlossen.

Übernachtung mit Schlafstörung

Der Rückweg nach Kempten, wo ich im smart Motel auf der Edisonstraße 4 ein Zimmer gebucht hatte, gestaltete sich etwas nervend, da es Richtung Norden ein sehr großes Verkehrsaufkommen gab. Sogar die Nebenstraßen waren überlastet und so benötigte ich für den Weg zu meiner Unterkunft fast anderthalb Stunden.

Irgendwann zwischen 18:30 und 19:00 Uhr war ich endlich soweit, mich schlafen legen zu können. Noch ein letztes Telefonat mit der Liebsten und die Augen fielen anschließend wahrscheinlich noch vor dem Kopfeinschlag auf dem Kissen zu.

Da auf dem Heimweg ja noch das Einfahren des BB2500K bis Montagmorgen um 06:11 Uhr anstand, stellte ich mir den Wecker auf 00:45 Uhr. Es war jedoch nicht der Wecker, der meinen Schlaf beendete, sondern mein Körper meldete sich mit Tributforderungen für den Ride bei mir. Mit stark verspannter Nackenmuskulatur und dadurch verursachten Kopfschmerzen lag ich mit einem Mal um kurz nach 23 Uhr wach im Bett. Da ich diese Form der Kopfschmerzen schon gut kenne, wußte ich auch, wie ich damit umgehen mußte. Raus aus der Koje, Schmerzmittel, kalte Dusche über Nacken und Kopf und Dehnübungen, um die verspannte Muskulatur dazu zu überreden, mal etwas zu chillen. Es dauerte knapp 20 Minuten, bis ich wieder schlafen konnte und zum Glück gelang mir dies auch umgehend.

Meine innere Uhr funktionierte in dieser Nacht offensichtlich auch sehr gut, dann ich erwachte hellwach 2 Minuten vor dem Wecker und fühlte mich trotz der vorherigen Störung erstaunlich gut erholt.

Ein Lob an das smart Motel

Das smart Motel in Kempten, das ich übrigens genauso wie die Unterkunft in Selfkant, über booking.com gefunden habe, war ebenfalls ein Glücksgriff gewesen. Für gerade mal 49 Euro bekam ich ein Zimmer mit genügend Platz um meine Klamotten ausbreiten zu können. Das Bad war in punkto Komfort und Ausstattung vergleichbar mit 3 Sterne Hotels, wenn auch mit einem kleinen Abstrich bei der Größe der Duschzelle. Das Zimmer war sauber und trotz Nähe zur Autobahn war es sehr ruhig. Einen kostenlosen Stellplatz in der unverschlossenen Hotel-Tiefgarage gab es noch dazu. Dieses Motel kann ich als Start- oder Zielstation für den 4-Corners-Ride absolut empfehlen.

Der „zu kurze Weg“ nach Hause mit absichtlichem Umweg

Um 01:15 Uhr am Montagmorgen verließ ich mit meiner ST die Hotelgarage um den zweiten Ride einzufahren. Für den BB2500K fehlten mir noch 393 Kilometer. Der Rückweg war, auf direkten Weg, 398 Kilometer lang. Als mir ins Bewußtsein rückte, daß die nötige Gesamtleistung von 2500 Kilometern damit gerade um 5 Kilometer überschritten wurde, kamen bei mir Bedenken auf, ob das wirklich reicht. Es muß bei der Prüfung durch die IBA nur ein einziger kleiner Schlenker aberkannt werden und schon wäre die Wertung für den 2. Ride dahin. Am Rastplatz Würzburg, den ich um 10 nach 3 erreicht hatte, fing ich an zu rechnen:

Rastplatz WürzburgRouten-Neuplanung für den Rückweg am Rasthof Würzburg

Der restliche Weg war nur noch 110 Kilometer lang und ich hatte noch 3 Stunden Zeit, um den letzten Zeitwertungs-Beleg einzuholen. Daher entschloss ich mich dazu, am Seligenstädter Dreieck nicht weiter über die A3, sondern auf die A45 bis zum Gambacher Kreuz und von dort weiter über die A5 bis nach Frankfurt zu fahren. Eine zusätzliche Tankung am Rastplatz Wetterau sollte diesen Umweg dokumentieren. Es wäre auch möglich gewesen, über eine andere Strecke zu diesem Rastplatz zu fahren, so daß die Strecke nicht ganz zweifelsfrei nachgewiesen war, aber der Streckenunterschied beträgt lediglich einen Kilometer und dafür wollte ich einfach nicht noch mal halten und tanken.

Rastplatz WetterauBetankung zur Dokumentation des Umwegs am Rastplatz Wetterau

Um 10 nach 5 erreichte ich dann endlich die Shell Tankstelle in meiner Nachbarschaft und holte mir den letzten Beleg für dieses spannende Wochenende. Der BunBurner 2500K dauerte damit 34 Stunden und 59 Minuten und führte mich über 2608 km. Inklusive Brötchenkauf für das Frühstück war ich 5 Minuten später daheim und mein Schatz wartete schon auf mich, um mich wieder „in Besitz“ zu nehmen. Ich rechnete überhaupt nicht damit, daß sie schon wach war und habe mich über die Begrüßung sehr gefreut. 🙂 Der Vollständigkeit halber sei gesagt, daß sie mir natürlich den Zeugenbeleg unterschrieben hat.

Endlich zu Hause. Shelltankstelle am Nordwestzentrum in FrankfurtEndlich am Ziel. Shell Tankstelle am NWZ in Frankfurt

Was hat der Spaß eigentlich gekostet?

Bei der Kostenfrage könnte man die reinen Kilometerkosten heranziehen. Dabei käme man, bei 2608 Kilometern und einer Kostenpauschale von 21 Cent pro Kilometer, auf einen reinen Fahrtpreis von €547,68. Betrachtet man die reinen Benzinkosten, weil man Service und Unterhaltskosten von dieser Freizeitveranstaltung trennen möchte, bleiben noch €247,52 übrig. Dies entspricht einer Kraftstoffmenge von 174 Litern bei einem Verbrauch von 6,67 l/100km. Die beiden Zimmer haben 94 Euro gekostet und die gekaufte Verpflegung zwischendurch schlugen mit ungefähr 40 Euro zu Buche.

Bei der Einbeziehung aller Kosten kosteten mich beide Rides damit gut €680 und bei der ausschließlichen Einbeziehung der Tankkosten etwas mehr als €380.

Die Zertifzierungskosten von € 40 kommen in beiden Fällen noch dazu.

Fazit

Im Vergleich zum SS1600K 16/24 fand ich die Durchführung des 4 Corners-Rides in Kombination mit dem Bun Burner weniger anstrengend und unkomplizierter. Das lag zum einen sicher daran, daß man als Solo-Teilnehmer eines solchen Rides nach eigener Lust und Laune fahren kann und zum anderen auch daran, daß vor und zwischen den Rides ausdrückliche Schlafpausen integriert waren. Die flexibleren Tankzeitpunkte bewirkten eine Zeitersparnis, die durch ein besseres Geschwindigkeitsmanagement sicherlich noch größer hätten ausfallen können.

Die Empfehlung aus dem IBA Forum, Ruhepausen von Tankpausen zu trennen, wird wahrscheinlich bei den beiden Schlafpausen am Sonntag ebenfalls geholfen haben. Zumindest war mein Kopf frei genug, bei den beiden Unterbrechungen gleich abschalten und in ein Nickerchen fallen zu können.

Eine klare Empfehlung, ob man einen Ride besser solo oder zu Mehreren fährt, kann ich nicht mit endgültiger Sicherheit aussprechen, jedoch tendiere ich dazu, daß, je zeitkritischer ein Ride ist, die Mitfahrerzahl um so geringer ausfallen sollte. Einen Bun Burner Gold zum Beispiel würde ich ausschließlich mit Mitfahrern starten, deren Maschinen bei Tempo 140 eine Reichweite von mindestens 300 Kilometern pro Tankfüllung erreichen und die auch bereit sind, nicht vor der Notwendigkeit zum Nachtanken anzuhalten (Notfälle etc. natürlich ausgenommen).

Mir haben diese Rides extrem viel Spaß gemacht und um es mit den Worten von Hanibal vom A-Team zu sagen: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“ – denn das hat er.

Ach übrigens: Könnt ihr euch noch an die Bemerkung erinnern, daß ich im Norden nicht sicher war, ob ich den richtigen Stein fotografiert habe? Aus Angst, den 4C nicht anerkannt zu bekommen, weil ich eine falsche Aufnahme gemacht habe und als Folge davon den Ride einfach enttäuscht abbreche, habe ich erst, als ich am Montagmorgen wieder am PC saß und die Dokumentation erstellte, nachgesehen, was Sache war. Meine Erleichterung war groß, als ich erkannte, daß der Stein das richtige Motiv gewesen war. Einer solchen Scheuklappentaktik habe ich mich bisher noch nie bedient, aber sie hat mir in diesem Fall durchaus geholfen, die Motivation dauerhaft aufrecht zu erhalten.

 

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